Donnerstag, 4. Juni 2020

Solar- und Windenergie: Schweiz gehört zu den Schlusslichtern

Bei der Produktion von Solar- und Windenergie gehört die Schweiz in Europa weiterhin zu den Schlusslichtern. Sie muss sich steigern, wenn sie das Klimaziel des Bundesrats erreichen will.

In Corona-Zeiten haben es andere Themen schwer. So hatte der Bundesrat Anfang April eine Teilrevision des Energiegesetzes vorgelegt, also auf dem Höhepunkt der ersten Pandemie-Welle. Die Beachtung hielt sich in Grenzen, dabei geht es um eine zentrale Frage: Wie kann die Schweiz ihre Energieversorgung sicherstellen unter Beachtung der Netto-Null-Klimaziele bis 2050?
Indem die Grundversorgung standardmässig durch Schweizer Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien erfolgt, lautet die Antwort im Gesetzestext. Der erste Entwurf vor einem Jahr sah lediglich einen Mindestanteil an erneuerbarer Energie vor. Die Weichen in diese Richtung hat das Stimmvolk vor drei Jahren mit der Annahme der Energiestrategie 2050 gestellt.
Allerdings hat die Schweiz bis zu diesem Ziel noch einen weiten Weg vor sich. Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) hat die Pro-Kopf-Produktion von Sonnen- und Windenergie mit den 28 Staaten der Europäischen Union verglichen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die Schweiz ist in diesem Bereich ein «Entwicklungsland». Sie hat mit anderen Worten noch viel Luft nach oben.

Die gute Nachricht vorweg: Im Vergleich mit acht umliegenden Ländern konnte die Schweiz die «rote Laterne» abgeben und Tschechien überholen. In der Gesamtrangliste aber liegt sie auf Platz 24, knapp vor Tschechien, Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Lettland. Nur gerade 4,2 Prozent des Stromverbrauchs werden hierzulande laut SES durch Sonne und Wind erzeugt.
Im «Musterland» Dänemark sind es über 50 Prozent, in Deutschland 33 Prozent. In beiden Ländern ist der Windanteil sehr hoch. Bei der Photovoltaik sieht es für die Schweiz besser aus, sie liegt immerhin auf Rang 7. Wirklich vorbildlich ist auch dies nicht, denn sie wird von Ländern mit weniger Sonneneinstrahlung wie Deutschland, Belgien und den Niederlanden geschlagen.

Das Bundesamt für Energie berechnet das Potenzial der Fotovoltaik auf Dächern und Fassaden in der Schweiz auf rund 67 Terawattstunden. Zusammen mit der Wasserkraft würde dies den gesamten Strombedarf decken. Vollständig realisiert werden kann es kaum, doch es gibt weitere Möglichkeiten, etwa Solarzellen an Lärmschutzwänden oder Staumauern.
Dies kann zu Konflikten mit dem Natur- und Landschaftsschutz führen. Die SES fordert deshalb vereinfachte Genehmigungsverfahren. Man müsse bestehende Infrastrukturen ausnützen und mögliche Konflikte im Vorfeld bewältigen, meint Felix Nipkow. Was nicht immer ganz einfach sei: «Im Tessin sind Photovoltaik-Anlagen auf Staumauern verboten. Keine Ahnung, warum dies so ist.»

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