Der
Lebensversicherer Swiss Life erwartet trotz Homeoffice-Trend keine
Nachteile für die eigenen Geschäftsimmobilien. "Die Peripherie ist eher
unter Druck, aber dort haben wir kaum Liegenschaften", sagte
Immobilienchef Renato Piffaretti im Interview mit der "Neuen Zürcher
Zeitung" .
An guten Innenstadtlagen seien hingegen keine sinkenden
Mietpreise zu erwarten. "Die Firmen wissen, dass sie ihren Mitarbeitern
beides bieten müssen: die Flexibilität von Homeoffice und ein tolles und
gut gelegenes Büro."
Allerdings müssen Vermieter durch die
Veränderungen in der Arbeitswelt umdenken: "Selbst an Toplagen genügt es
heute nicht mehr, nur Quadratmeter mit Doppelboden und Kühldecke
anzubieten", so Piffaretti. Stattdessen gelte es, möglichst viele
Bedürfnisse des Mieters abzudecken. Beispielsweise müsse man Orte
anbieten, an denen man sich austauschen könne sowie kurzfristig buchbare
Coworking-Spaces im Gebäude.
"Solche Flächen sind für alle Mieter
ein Vorteil. Denn viele haben heute Konferenzräume, die sie nur wenige
Male im Jahr wirklich brauchen." Piffaretti glaubt deshalb, dass es
künftig in den Innenstädten eine Mischung aus fix angemieteten Büros und
Coworking-Spaces geben wird.
Einen solchen betreibt Swiss Life laut
Angaben von Piffaretti übrigens auch selber: "Das ist auch ein bisschen
unser Labor, wo wir lernen wollen, wie das Geschäft funktioniert. So
können wir schliesslich auch den Businessplan eines potenziellen
Betreibers besser überprüfen."
Reine Einkaufszentren bald Geschichte
Bei den Ladenflächen, die wegen der Coronapandemie und zunehmenden Onlinegeschäfts unter Druck stehen, seien die Verhandlungen intensiver, sagt Piffaretti. Bis jetzt habe Swiss Life die Preisvorstellungen - ebenfalls dank guter Lagen - aber durchsetzen können.
Auch bei Ladenflächen brauche es zudem neue Konzepte, so Piffaretti: "Die Flächen werden künftig anders genutzt, es geht mehr ums Erleben statt ums Kaufen." Und die Verteilung im Gebäude hat sich ebenfalls geändert: "Ich denke, es wird immer anspruchsvoller werden, ein Haus auf Dauer als reines Warenhaus zu betreiben", sagt er.
Ihm zufolge ist die ideale Aufteilung Büros oder Wohnungen in den oberen Etagen und auf der Fussgängerebene "Nutzungen, die Passantenfrequenzen brauchen".
Über 900 Vereinbarungen mit Mietern
Wegen der Pandemie hat Swiss Life laut Piffaretti keine Mieter verloren und auch bezüglich Mieteinnahmen ist man "gut durchgekommen". Bei den Wohnungen und den Büro-Grossmietern habe es keine Probleme mit den Mietzinszahlungen gegeben. Anders bei den Retail- und Gastronomieflächen. Man sei proaktiv auf die Mieter zugegangen und habe über 900 Vereinbarungen abgeschlossen.
Bei den kleinen Ladenmietern mit Mietzins bis zu 5000 Franken monatlich hat Swiss Life gemäss Piffaretti im ersten Lockdown zwei Monatsmieten erlassen, im zweiten Lockdown eine. Bei grösseren Geschäften mit Mieten zwischen 5000 und 25'000 Franken sei es zu individuellen Verhandlungen gekommen. Die grossen Mieter hätten bis auf wenige Ausnahmen keine Reduktionen erhalten. "Die meisten davon sind internationale Ladenketten mit entsprechenden finanziellen Mitteln und Reserven."
Noch stärker sei man zudem den Gastronomiebetrieben entgegengekommen, die von den Einschränkungen aufgrund der Pandemie noch mehr betroffen gewesen seien als die Läden. "Dabei ging es jedoch nicht immer nur um Mietzinserlasse. Mit einer Kombination aus Reduktionen, Stundungen, Vertragsverlängerungen und Investitionen konnten wir den Mietern kurzfristig helfen", so Piffaretti.
Zu Streitfällen kam es laut Piffaretti von fast tausend Gesuchen zur Mietzinsreduktion nur in zwei oder drei Fällen, die nun vor Gericht verhandelt werden. "Selbst vor den Schlichtungsbehörden waren wir in weniger als zehn Fällen." Quelle: cash/ tv/rw (AWP)
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