„Das Streben nach sicheren Geldanlagen
hat in der Zeit des von den Notenbanken erzeugten Nullzinsniveaus den Blick
intensiv auf Sachwerte gelenkt. Insbesondere Immobilien bewahrten
jahrzehntelang, sogar in Krisenzeiten, vor dem Verlust der Vermögenssubstanz.
Ihre Werte stiegen bis zum Ende der 1980er Jahre in Deutschland weithin
kontinuierlich an. Spätestens jedoch mit der Immobilienblase in den neuen
Bundesländern zum Ende der 1990er Jahre platzte die Illusion von der
Wertstabilität der Immobilien“, schreibt Professor Dr. Karl-Georg Loritz in
einem aktuellen Aufsatz „Sachwerte – Brauchen wir ein grundlegend neues
Verständnis“ (http://www.ifit-schweiz.ch/publikationen). Der
wissenschaftliche Beirat des Schweizer Instituts für integrale Transparenz
(IFIT) stellt folgerichtig die Frage: In was aber soll der private und
institutionelle Anleger in der heutigen Null-Zins-Zeit investieren? Immer wieder
würden dabei von Beratern Aktienbeteiligungen an Unternehmen als Sachwerte
angeboten. Die Aktionäre seien ja „mittelbar“ an den Vermögenswerten der
Unternehmen beteiligt. Loritz rät zur Vorsicht: „Die wertvollsten
Aktiengesellschaften der Welt nämlich Facebook, Google und Microsoft haben so
gut wie keine greifbaren Sachwerte. Ihr Wert besteht vor allem in der Vielzahl
der Nutzer. Diese Unternehmen haben die Welt ohne Präsenz von Niederlassungen
„erobert“. Die von Google erfundene Software könnte mittels lediglich ein paar
Kartons füllende Speichermedien an jeden Ort der Welt transportiert werden.
Dennoch sind gerade auch deren Aktienkurswerte höchst volatil. An nur einem Tag
kann der Anleger einen Großteil seiner Vermögenssubstanz verlieren.“ Er rät
daher, sich grundsätzlich vom Sachwertebegriff zu verabschieden und nach
Nischen bei Anlageprodukten zu suchen. Man müsse hierzu vor allem die
Zielinvestments vor der Überlegung in den Blick nehmen, ob sie geeignet seien,
Gewinn zu machen und so eine angemessene Rendite weiterzugeben. Eine
Möglichkeit sieht er hierbei in der Chance, am Neubau von Immobilien zu
partizipieren. Loritz abermals wörtlich: „So sind Neubauwohnungen in der heutigen Zeit
des schnellen Abverkaufs ein sehr gutes Investment (nur) für denjenigen, der
aktiv in den Wertschöpfungsprozess zu Beginn des Lebenszyklus eingebunden ist.
Nur wenige deutsche Bauträgerunternehmen bieten privaten Investoren den
Einstieg in solche Projektfinanzierungsmöglichkeiten an. Auch in anderen
Ländern, wie etwa in der Schweiz, gibt es so etwas in kleinerem Umfang. Hier
verlangen Banken bei Bauträgern einen relativ hohen Einsatz von Eigenkapital,
das mancher Entwickler und Bauträger durch Anlegergelder finanziert.“ In beiden
Märkten sieht er durch die große Nachfrage nach neuen Wohnungen im Abverkauf
und damit der Gewinnrealisierung kein Problem, so lange die üblichen
Standortfaktoren eingehalten würden. Dies macht deutlich: Der tradierte
Sachwertbegriff ist zumindest zu hinterfragen und dahingehend zu überprüfen, ob
nicht das Partizipieren an der Wertschöpfung zur Schaffung eines Sachwertes
intelligenter ist, als der Besitz desselben. Die Einschätzung: Sachwert =
Sicherheit sollte man dabei nicht mehr unreflektiert übernehmen, dies würde dem
Umbruch des Sachwertgedankens nicht mehr gerecht.
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