Donnerstag, 4. Oktober 2018

Chinas Online-Shops schaden der Schweiz

Entgangene Mehrwertsteuer und gefährliche Medikamente: Der Onlinehandel mit Asien hat einige gravierende Nachteile.
Asiatische Onlinehändler wie etwa Aliexpress sind wegen günstiger Produkte und kostenloser Lieferung auch in der Schweiz beliebt.
Asiatische Onlinehändler wie etwa Aliexpress (im Bild: Alibaba-CEO Jack Ma) sind wegen günstiger Produkte und kostenloser Lieferung auch in der Schweiz beliebt.
Doch der Onlinehandel mit Asien bereitet der Schweiz und den hiesigen Konsumenten auch Probleme.
Patrick Kessler, Präsident des Verbands des Schweizerischen Versandhandels, geht davon aus, dass ein markanter Anteil von in Asien bestellten Markenkleidern Fälschungen sind.
Was die Leute aber oft nicht wüssten, sei, dass die Fälschungsindustrie mafiös aufgebaut sei. «Wer die Fake-Industrie unterstützt, unterstützt unter Umständen auch Menschenhandel und Kinderarbeit», so Kessler.
Mit wachsendem E-Commerce würden auch immer mehr illegale Medikamente, Chemikalien und dergleichen eingeführt, sagt ein Sprecher der Eidgenössischen Zollverwaltung zu 20 Minuten.
«Da gilt einfach nur: Hände weg», sagt Kessler. Wer so bei Medikamenten Geld sparen wolle, müsse im schlimmsten Fall mit dem Leben bezahlen.
Laut der Schweizer Zollverwaltung gibt es besonders bei Elektronik viele unsichere Produkte, die ins Land kommen.
Die billigen Komponenten wie etwa Ladeadapter oder Lichterketten würden einfach nicht den gleichen Prüfungen unterzogen wie Geräte, die im Schweizer Handel zum Verkauf stehen, sagt Kessler: «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis deswegen mal ein Haus brennt.»
Kessler rechnet damit, dass der Schweiz ab 2020 rund 100 Millionen Franken Mehrwertsteuer pro Jahr entgehen werden.
Die Zoll- und Steuerverwaltung prüfen derzeit Massnahmen, wie man die Mehrwertsteuerpfilcht international durchsetzen kann.
Die Verarbeitung von China-Päckli ist laut einer Post-Sprecherin teurer, weil es sich dabei oft um unförmige Sendungen handle, was die Post der Mehrkosten verursache.
 Neue Maßnahmen: Online-Shopping dürfte teurer werden
Viel billiger, größeres Sortiment, Gratisversand – das sind einige der Vorteile, die auch Schweizer Kunden zum Shopping auf Portalen wie Aliexpress verlocken. Doch der Onlinehandel mit Asien macht der Schweiz und den hiesigen Konsumenten auch Probleme.

Das sind einige davon:

• Fälschungen
Patrick Kessler, Präsident des Verbands des Schweizerischen Versandhandels, geht davon aus, dass ein markanter Anteil von in Asien bestellten Markenkleidern Fälschungen sind. Der Kunde sei sich dessen allerdings meistens bewusst, nur schon wegen der Spottpreise. Was die Leute aber oft nicht wüssten sei, dass die Fälschungsindustrie mafiös aufgebaut sei. «Wer die Fake-Industrie unterstützt, unterstützt unter Umständen auch Menschenhandel und Kinderarbeit», so Kessler.

• Gefährliche Substanzen
Mit wachsendem E-Commerce werden auch immer mehr illegale Medikamente, Chemikalien und dergleichen eingeführt, sagt ein Sprecher der Eidgenössischen Zollverwaltung zu 20 Minuten. Diese Substanzen können gefährlich sein – gerade bei Medikamenten ist Vorsicht geboten.

• Fehlende Elektrozertifikate
Laut der Schweizer Zollverwaltung gibt es besonders bei Elektronik viele unsichere Produkte, die ins Land kommen. Billigen Komponenten wie etwa Ladeadapter oder Lichterketten werden teilweise nicht den gleichen Prüfungen unterzogen wie Geräte, die im Schweizer Handel angeboten werden.

• Entgangene Mehrwertsteuer
Kessler rechnet damit, dass der Schweiz ab 2020 rund 100 Millionen Franken Mehrwertsteuer pro Jahr entgehen werden. Die Zoll- und Steuerverwaltung prüft derzeit, wie man die Mehrwertsteuerpflicht international durchsetzen kann. Derzeit müssen ausländische Onlinehändler keine Mehrwertsteuer auf Sendungen mit einem Steuerwert von weniger als 5 Franken zahlen. Das soll sich ab 2019 ändern.

• Benachteiligte Schweizer Händler
Wegen der internationalen Postverträge gelten für asiatische Versandhändler in der Schweiz bessere Konditionen als für die hier ansässigen. Die United Postal Union, die für die Tarife zuständig ist, ist sich allerdings des Problems bewusst. Bis es behoben ist, dürfte es aber noch einige Jahre dauern.

• Jobverlust
Heute werden die Kleinwarensendungen bei der Post von Hand sortiert. Das Unternehmen rechnet allerdings damit, dass bis 2022 190'000 Kleinwarensendungen pro Tag in die Schweiz kommen werden, was mit dem aktuellen System nicht zu bewältigen ist, wie eine Sprecherin zu 20 Minuten sagt. Darum setze die Post künftig auf eine Sortieranlage. Dadurch dürften 30 bis 40 Stellen wegfallen. Entlassungen erwartet das Unternehmen aber nicht.

• Post zahlt drauf
Bis Ende 2017 war die Verarbeitung von Paketen aus China für die Post ein Verlustgeschäft, wie eine Sprecherin der Post zu 20 Minuten sagt. Dies, weil China als Entwicklungsland eingestuft war und die Post darum tiefe Entschädigungen für Sendungen aus China erhielt. Seit 2018 sei die Entschädigung aber höher und das Ergebnis positiv. Trotzdem sind China-Päckli laut der Sprecherin teurer, weil es sich dabei oft um unförmige Sendungen handle, was der Post bei der Verarbeitung Mehrkosten verursache.

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